Did you know?

So können Sie Ihren Risikoindex feststellen - innerhalb von 24 Stunden kennen Sie das Ergebnis.

Demo buchen

Beliebteste Themen

Cyber Risk Management
Update

23. November 2023

Was wir von einer Extremsportlerin über Risiko lernen können

Expert Talk with Lisa Buchner
Christine Öller

Lisa Buchner: Erste Wingsuit-Trainerin Österreichs

Wenn sich jemand mit dem Thema Risiko auskennt, dann ist das wohl Lisa Buchner. Die junge Sportlerin hat sich ganz ihrer Leidenschaft, dem Wingsuit-Fliegen gewidmet: Seit über 5 Jahren unterrichtet sie als erste Frau in Österreich überhaupt diesen Sport und hat selbst schon unzählige Sprünge absolviert. 

In unserem gemeinsamen Gespräch im Flughangar in Wels erzählt sie uns nicht nur über Ihr Verständnis zu Risiko, sondern gibt uns auch Insights zu den funktionellen und technischen Messwerte, mit denen sie das Risiko besser kontrollieren kann.

Lisa, du bist Winguit-Profi bereits seit mehreren Jahren. Wie hat sich bei dir diese Leidenschaft entwickelt?

Schon als Kind habe ich immer vorgestellt, dass ich wegfliegen möchte – das war immer da, diese Faszination vom Fliegen. Ich bin dann immer ganz schnell gelaufen und weggesprungen, und in meiner Vorstellung bin ich dann kurz „geflogen“. Als ich 10 war, habe ich eine Heißluftballonfahrt zum Geburtstag bekommen – aber ich wollte immer gerne selber fliegen. Dieses Gefühl habe ich dann beim Fallschirmspringen gefunden, und ich liebe es.

Was bedeutet für dich „Risiko“?

Risiko ist für mich Unwissenheit und Unklarheit. Es ist in der jeweiligen Situation immer das Fragezeichen – was kann passieren – und zu welcher Wahrscheinlichkeit passiert es. Ich glaube, Risiko ist sehr individuell, weil das weil das auch ganz viel damit zu tun hat, wie man Situationen überhaupt wahrnimmt. Wenn mich Leute fragen, warum ich aus dem Flugzeug springe und das ist doch total gefährlich ist, dann sage ich: Ja, es ist ein gewisses Risiko dabei, aber eigentlich ist es überhaupt nicht so wild, wie man sich das vielleicht vorstellt.

Würdest du sagen, dass du ein anderes Risikoverständnis hast als die meisten Menschen?

Ich denke ja beim Springen nicht ans Risiko. Genauso wie wenn du wahrscheinlich ins Auto steigst, denkst du auch nicht an das Risiko, das damit verbunden ist. Du steigst ein und denkst: wo fahre ich denn heute hin, oder vielleicht denkst du: Oh, ich bin aber noch ganz schön müde und kommst dann irgendwie halb ferngesteuert im Büro an. Da denkst du nie an das Risiko. Und für mich ist das Springen auch schon so etwas geworden, was für mich schon fast alltäglich ist.

Man springt nicht einfach drauflos, sondern hat tatsächlich einen Plan.
Lisa Buchner
Extremsportlerin

Wie gehst du in der Einschätzung der Risiken vor und wie bereitest du dich auf einen Sprung vor?

Man springt ja nicht einfach drauflos, sondern hat tatsächlich einen Plan. Man analysiert die Situation, man analysiert die Menschen mit denen man unterwegs ist, man analysiert sich selber, die Ausrüstung. Vor jedem Sprungtag checkt man seine Ausrüstung: Ist alles in Ordnung? Sind die Sachen da, wo sie sein sollen, ist nichts zu sehr abgenutzt?
Man sieht sich natürlich auch an, ob das Wetter passt, Wind kann da zum Beispiel ein Problem sein. Wenn der viel zu stark ist, kann man nicht springen.

Und Regen?

Regen macht keinen Spaß. Man muss sich vorstellen, man ist mit 200 km/h unterwegs. Und diese Regentropfen sind dann sehr, sehr hart. Also das ist dann wie ein sehr, sehr starkes Peeling oder man kann mit Eiskörnern auch schon mal blutig rauskommen – das möchte man nicht.

Das heißt, die Einschätzung von Risiken ist wichtig?

Ja absolut! Man muss wirklich sich alles genau anschauen und dann bewusst entscheiden, das ist jetzt safe oder das ist nicht safe genug. Eigentlich braucht es sehr, sehr viel Mut, auch zu sagen: Hey, ihr wollt den Sprung vielleicht so machen, aber ich bin da raus, weil für mich fühlt es sich nicht richtig an.

Hattest du bereits brenzlige Situationen, und wie bist du damit umgegangen?

Ja, ehrlich gesagt weiß ich nicht was da passiert ist, aber ich war in einem Flat Spin*. Da rauszukommen, da hilft dann einerseits die Erfahrung und zu wissen, was man in solchen Situationen tut. Du musst dieses Wissen aber in dieser Situation auch abrufen können. In diesem Fall habe ich gewusst ich muss mit meinem Körper einen Ball formen um da wieder herauszukommen, da geht es darum die Anströmung von der großen Fläche die man mit einem Wingsuit hat wieder wegzunehmen – dann sollte es theoretisch wieder passen, und es hat gepasst. Es hat zweimal gepasst.

Ich weiß jetzt auch, dass ich mit dieser Situation umgehen kann – das beruhigt dann natürlich auch. Risiko oder Gefahrensituationen sind an sich ja auch wieder gut, weil man dann merkt, okay, ich kann damit umgehen, ich weiß, was zu tun ist und ich kann auch sicher wieder rauskommen.

* Bei einem Flat Spin gerät man in eine schnelle Drehbewegung um die eigene Längsachse und kann dadurch den Flug nicht mehr kontrollieren.

200

kmh

So schnell ist man mit dem Wingsuit unterwegs

600

Meter über dem Boden

ist die Höhe, wo der Fallschirm spätestens gezogen werden sollte

1440

Sprünge

hat Lisa (alleine mit dem aktuellen Messsystem) bereits absolviert

Wie gewinnst du Erkenntnisse zum Risiko? 

Da würde ich ganz stark auf die Erfahrung gehen, weil diese Erkenntnisse sammelt man mit Erfahrung, indem man Situationen selber erlebt oder davon hört. Es gibt Situationen, da kommt man von selber gar nicht drauf, weil sie so selten vorkommen – da kommt man erst darauf, wenn man sich mit anderen unterhält. Man muss schon seine Augen und Ohren immer offen halten und immer schauen, wo könnte was sein und wie kann ich das vermeiden, dass genau diese Gefahr eine Gefahr für mich selber oder für andere wird.

Also ich schaue mir alle Gegebenheiten ständig an. Beurteile Situationen die ganze Zeit neu. Behalte alles im Auge. Wenn das Wetter am Vormittag gut war, heißt es nicht, dass es am Nachmittag auch gut ist. Es ist ein stetiges Beobachten, Beurteilen und dann entscheiden: Was möchte ich machen? Was macht Sinn? Wie kann ich das Risiko minimieren?

Welche Botschaften oder Ratschläge möchtest du jungen Menschen vermitteln, die sich für den Extremsport oder herausfordernde Abenteuer interessieren?

Also meine persönliche Erfahrung ist, dass man oft Angst hat, was umzusetzen: Eine große Reise zu machen oder in irgendwas Unbekanntes aufzubrechen oder mit dem Fallschirmspringen anzufangen, den Wingsuiten anzufangen. Am Anfang steht oft diese große Angst und Unsicherheit. Wenn man aber dann mit Leuten spricht, die Erfahrungen schon gemacht haben und die vielleicht super happy damit sind und super erfolgreich und eben auch schon einiges an Erfahrungen und Wissen sammeln konnten, dann glaube ich, ist es ein sicherer Weg, das Risiko in der jeweiligen Situation zu minimieren, Spaß an der Herausforderung zu haben und die dann auch erfolgreich zu meistern.

Vielen Dank, liebe Lisa, für das interessante Gespräch und „Blue Skies“*!

* „Blue Skies“ ist ein Fliegergruß, bei dem man sich einen „blauen Himmel“ und damit einen erfolgreichen Sprung wünscht.

Elmar Jilka, Experte im Cyber Risk Management, im Gespräch mit Lisa Buchner

Das Expertengespräch als Video

Diesen Beitrag teilen: