Patchen, updaten, absichern – in der Cybersecurity ist Reaktion das Gebot der Stunde. Doch was, wenn ein Sicherheits-Update mehr Schaden anrichtet als das zugrunde liegende Risiko selbst? Der Reflex, jedes identifizierte Risiko sofort zu eliminieren, kann Unternehmen teuer zu stehen kommen: durch Ausfälle, Inkompatibilitäten oder sogar komplette Systemabbrüche. Genau hier setzt der Gedanke der Risikoakzeptanz an: Ein Risiko bewusst, begründet und dokumentiert bestehen zu lassen.
In der Praxis gibt es vier gängige Strategien zur Risikobehandlung:
RISIKO VERMEIDEN:
Risiken werden umgangen, indem potenziell gefährliche Aktivitäten unterlassen oder Projekte gestoppt werden (z. B. eine App nicht nutzen, ein System nicht einführen).
Nachteil: Diese Strategie kann Innovationen verhindern und Unternehmen im Wettbewerb zurückwerfen.
RISIKO REDUZIEREN:
Risiken werden durch technische oder organisatorische Maßnahmen verringert (z. B. Sicherheitsupdates, Zugriffsbeschränkungen).
Nachteil: Die Umsetzung kann zeit- und ressourcenintensiv sein, und die Maßnahmen sind nicht immer vollständig wirksam.
RISIKO TRANSFERIEREN:
Risiken werden an Dritte abgegeben, z. B. über Versicherungen oder Outsourcing.
Nachteil: Es bleiben Restrisiken bestehen, und Haftungsfragen sowie Kosten sind nicht immer klar kalkulierbar.
RISIKO AKZEPTIEREN:
Risiken werden bewusst in Kauf genommen, wenn andere Optionen unverhältnismäßig oder nicht umsetzbar sind.
Nachteil: Die Gefahr besteht, dass akzeptierte Risiken in Vergessenheit geraten oder sich unbemerkt verschärfen – wenn keine systematische Überwachung erfolgt.
In der Praxis erfolgt die Bewertung meist anhand zweier Hauptfaktoren: Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenshöhe. Diese beiden Größen bilden die Grundlage vieler Risikoentscheidungen und sind zentral für die Priorisierung.
Doch oft bleiben weitere relevante Faktoren unbeachtet, obwohl sie maßgeblich beeinflussen, ob ein Risiko tragbar ist oder nicht. Dazu zählen etwa die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit von Gegenmaßnahmen oder regulatorische Anforderungen wie Compliance- oder Auditvorgaben, sowie zeitliche Aspekte – etwa, ob ein betroffenes System ohnehin bald außer Betrieb genommen wird.
Nur wenn all diese Kriterien gemeinsam betrachtet werden, lassen sich fundierte und nachvollziehbare Entscheidungen treffen.
Eintrittswahrscheinlichkeit: Wie realistisch ist das Szenario?
Schadenshöhe: Was wäre der Worst Case?
Kosten-Nutzen-Verhältnis: Ist die Gegenmaßnahme wirtschaftlich sinnvoll?
Reifegrad der Maßnahmen: Wie wirksam sind alternative Schutzmechanismen?
Regulatorische Anforderungen: Gibt es Compliance-Vorgaben?
Zeitfaktor: Wird das betroffene System bald ersetzt oder abgeschaltet?
Diese Kriterien helfen, Entscheidungen faktenbasiert und nachvollziehbar zu treffen – statt unter Handlungsdruck falsche Prioritäten zu setzen.
Ein verbreiteter Irrtum: Wer ein Risiko akzeptiert, handelt fahrlässig. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Risiken zu ignorieren ist riskant – sie zu akzeptieren ist strategisch. Entscheidend ist, dass die Akzeptanz:
Begründet ist,
dokumentiert wird
einen Gültigkeitszeitraum hat und
regelmäßig überprüft wird
Volle Übersicht über alle akzeptierten Risiken
inkl. Status, Begründung und Fristen
Präziser Risiko-Indikator
Keine Verfälschung durch bereits behandelte Risiken
Transparente Dokumentation
Einfacher Freigabeprozess
Rollenbasiert & Nachvollziehbar
Nicht jede identifizierte Schwachstelle muss sofort behoben werden. Wer Risiken kontrolliert akzeptiert, schafft Freiraum für strategisch wichtigere Themen – ohne die Sicherheit zu vernachlässigen. Voraussetzung: Transparenz, Systematik und ein professionelles Tool wie SEQiFY.
Risikoakzeptanz ist eine valide Strategie.
SEQiFY macht diese Entscheidung sichtbar & steuerbar.